Bang Bang!

When Bollywood goes Hollywood

Remake Masala: In der indischen Variante von "Knight and Day" zeigen die Bollywood-Megastars Hrithik Roshan und Katrina Kaif ihren US-Vorgängern Tom Cruise und Cameron Diaz, wo der Actionkomödien-Barthel das Mango-Lassi holt.

Dass die produktivste Filmwirtschaft der Welt auf der fieberhaften Suche nach erfolgversprechenden Stoffen keine Plagiatshemmungen kennt, hat in der Vergangenheit immer wieder für Stress zwischen Holly- und Bollywood gesorgt. 2008 trat 20th Century Fox die Flucht nach vorne an und co-gründete in Bombay die "Fox Star Studios", in denen auch ganz offizielle Hindi-Remakes amerikanischer Fox-Produktionen entstehen. Ein schönes Beispiel für diese marktstrategische Praxis ist die Cruise/Diaz-Actionkomödie "Knight and Day", deren indische Fassung "Bang Bang!" just vom Kölner Label Rapid Eye Movies im Rahmen seines "Bollywood macht glücklich!"-Programms aufs bundesdeutsche Heimkino losgelassen worden ist. Die in Hong Kong geborene Bollywood-Beauty Katrin Kaif ("Solange ich lebe") spielt darin die genügsame Bankangestellte Harleen, die mit ihrer resoluten Großmutter im idyllischen Himalaya-Gebirgsstädtchen Shimla lebt und vom Mann fürs Leben träumt. Als sich bei einem Blind Date plötzlich Rajveer ("Krrish"-Superheld Hrithik Roshan) zu ihr setzt, scheint ihr Traum in Erfüllung gegangen zu sein. Doch leider entpuppt sich der smarte Schönling nicht als Mr. Right, sondern als weltweit gesuchter Juwelendieb, hinter dem nicht nur Polizei und Geheimdienst, sondern auch die Schergen des indischen Paten Omar Zafar (Danny Denzongpa) her sind. Unversehens verwandelt sich Harleens beschauliches Leben in eine bleigewittriges Hetzjagd, die das kabbelnde Traumpaar rund um den Globus und schließlich in Zafars Wüstenfestung führt. Denn mit dem skrupellosen Gangsterboss hat Rajveer noch eine persönliche Rechnung offen, die mit der wahren Identität des kampferprobten Meisterdiebs zusammenhängt. 

Motorrad-Action x2: "Bang Bang!" vs. "Knight and Day" (unten)
Motorrad-Action x2: "Bang Bang!" vs. "Knight and Day" (unten)

Bot bereits das US-Original spritzige Mainstream-Unterhaltung, liefert "Bang Bang!" orgiastischen Eskapismus in Reinkultur. Dafür hat der bisher für Liebeskomödien bekannte Regisseur Siddharth Anand wie für eine schmackhafte Curry-Gewürzmischung die Plotpoints der Vorlage mit Bollywood-typischen Ingredienzien angereichert: exotische Locations in Reiseprospekt-Optik, schwülstige Romantikphrasen ("Ein Juwelendieb, der auch Herzen stehlen kann"), schamloses Productplacement (Stichwort: Pizza Hut), melodramatische Schluchzmomente, einen Helden-Adonis, dessen schmachtender Dackelblick in Dialogszenen von einem Extra-Schlaglicht aufgehellt wird, aufwendig choreographierte Tanz- und Gesangseinlagen sowie zwei gut harmonierende Superstar-Protagonisten mit Rom-Com-Qualitäten, deren makellose Sexiness schwelgerisch in Szene gesetzt wird. Roshan stellt allerdings nicht nur wiederholt seinen nackten Chippendales-Oberkörper zur Show, sondern tobt sich auch in aberwitzigen Actionsequenzen aus, die er wie Rollenvorbild Tom Cruise allesamt selbst absolviert. Vor allem die zu Wasser mit Motorbooten und Flyboard ausgetragene Shoot-out-Verfolgungsjagd muss man gesehen haben, um sie zu glauben. So unbekümmert wird im westlichen Kino höchstens in Parodien auf dicke Hose gemacht! Über einige der spektakulären Stunts, die unter Mitwirken des englischen Stunt Coordinators Andy Armstrong ("The Amazing Spider-Man") entstanden sind, informiert ein 16-minütiges Behind-the-Scenes-Feature, das sich ansonsten auf die vier schmissigen Musikeinlagen im zeitgenössischen EDM-Sound konzentriert – und "Knight and Day" nicht ein einziges Mal thematisiert! "Bang Bang!" ist sicherlich kein Kino-Meilenstein aber eine cineastische Wundertüte, die bei kitschresistenten Zuschauern die gleiche Wirkung entfaltet wie ein zweieinhalbstündiger Kurzurlaub.

 

"Bang Bang!" (Originaltitel: "Bang Bang") – Indien, 2014 (153 Min.)