Wyrmwood

Mad Max der lebenden Toten

Postapokalypse down under: Mit ihrem entfesselten Roadmovie-Hybriden pumpen die australischen Indie-Filmer Kiah und Tristan Roache-Turner dem langsam abschwellenden Zombie-Boom noch einmal reichlich (!) frisches Blut ein. 

Wer das Midnight Madness Highlight der diesjährigen Fantasy Filmfest Nights im Kino gesehen hat, weiß bereits, dass die Ankündigung der horrorverrückten Roache-Turner-Brüder, für ihr Spielfilmdebüt "Mad Max" mit "Dawn of the Dead" zu verschmelzen, kein leeres Versprechen war. Im Gegenteil! Im Zentrum von "Wyrmwood" steht der Mechaniker Barry (Jay Gallagher), der nach Ausbruch einer kosmisch verursachten Zombie-Epidemie die traurige Aufgabe hat, Frau und Tochter mittels Nailgun aus ihrer infizierten Monsterexistenz zu erlösen. Traumatisiert macht sich Barry auf die Suche nach seiner Schwester Brooke (Bianca Bradey) und trifft dabei auf den kumpelhaften Aborigine Benny (Leon Burchill) und den Großwildjäger Frank (Keith Agius), die ebenfalls über die Zombievirus-immune Blutgruppe A negativ verfügen und durch Zufall eine überraschende Entdeckung machen: Diese Zombies atmen Methan aus, was angesichts der plötzlichen Unentflammbarkeit aller fossilen Brennstoffe sehr gelegen kommt. Flugs wird ein Truck zur fahrbaren Festung umgebaut, die mit den Ausdünstungen eingefangener Untoter angetrieben wird. Brooke hat währenddessen ganz andere Probleme: Als Gefangene eines perversen Wissenschaftlers (Berynn Schwerdt) muss sie mit anderen Überlebenden Zombieblutexperimente über sich ergehen lassen, die bei ihr allerdings zu einem ungeplanten Ergebnis führen. Plötzlich kann Brooke nämlich mit der Kraft ihrer Gedanken Zombies fernsteuern – sehr zum Leidwesen ihrer Peiniger. 

Zombies for life: Die "Wyrmwood"-Macher Kiah und Tristan Roache-Turner
Zombies for life: Die "Wyrmwood"-Macher Kiah und Tristan Roache-Turner

Mit seinen comichaft stilisierten Genre-Innovationen, abwechslungsreicher Bildsprache, exzellent getricksten Splattereffekten, kinetisch inszenierter Horror-Action und trockenem Aussie-Humor (Stichwort: Bierflaschen im Erste-Hilfe-Kasten) ist "Wyrmwood" das höchst unterhaltsame Gegenteil von billig produziertem Zombietrash. Die Leistung der Roache-Turner-Brüder und ihrer aus DIY-Freunden bestehenden Crew ist noch höher einzuschätzen, wenn man bedenkt, dass ihr stylisches 150.000-Dollar-Funsplatter-Spektakel über einen Zeitraum von vier Jahren an freien Wochenenden entstand. Über diese fanatische 'labor of love'-Phase informieren Regisseur Kiah und Produzent Tristan in ihrem gut gelaunten Audiokommentar, in dem sie u. a. verraten, dass der erste Kultauftritt des Doktors eigentlich mit "Staying Alive" von den Bee Gees beschallt werden sollte, "Get Down Tonight" von KC & The Sunshine Band aber die einzig finanzierbare Alternative war. Als Bonus-Highlight der auch als 3D-Blu-ray erhältlichen Veröffentlichung von Tiberius Film erweisen sich die 47-minütigen "Wyrmwood Diaries" – ein komplett mit stimmig ausgewählter Musik unterlegtes Behind-the-Scenes-Featurette, das den Spaßaspekt der Dreharbeiten regelrecht spürbar macht. Abgerundet werden die Extras u. a. durch den zugrunde liegenden und noch deutlicher von "Mad Max"-Ästhetik beeinflussten "Wyrmwood"-Kurzfilm sowie zwei lustige Supporter-Aufruf-Videos der Roache-Turner-Brüder für die Spenden-Plattform Indiegogo. So sinnvoll kann Crowdfunding sein!

 

"Wyrmwood" (Originaltitel: "Wyrmwood: Road of the Dead") – Australien, 2014 (98 Min.)