Godzilla vs. The Sea Monster

oder: Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer

Sunshine-Reggae auf der Monsterinsel: Im jüngsten Streich der "Kaiju Classics"-Metalpak-Reihe von Anolis Entertainment nimmt es Japans knuffiger Kult-Dino am Südseestrand nicht nur mit dem Riesenhummer Ebirah auf.

Reif für die Insel! Anstatt wie bisher aufwendige Miniaturbauten japanischer Metropolen in Grund und Boden zu stampfen, treibt Godzilla in seinem siebten Leinwandabenteuer erstmals auf einem idyllischen Eiland sein zerstörerisches Unwesen. Nachdem Monsterfilmpionier und Godzilla-Schöpfer Ishiro Honda beim Trickeffektspektakel "Befehl aus dem Dunkel" (1965) noch einmal aus dem Vollen schöpfen durfte, musste sein ehemaliger Regieassistent Jun Fukuda ein Jahr später bei seinem Godzilla-Debüt deutlich kleinere Budget-Brötchen backen. Trotz dieser Sparauflagen ist Fukuda mit dem damals vom deutschen Verleih marktschreierisch als "Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer" vermarkteten Film ein besonderer Eintrag ins Riesenechsen-Genre gelungen, was vor allem dem ungewohnten Abenteuerplot zu verdanken ist. Um seinen auf See verschollenen Bruder zu finden, mopst Ryota (Toru Watanabe) mit zwei Freunden eine Segelyacht, auf der sich der Einbrecher Yoshimura (Ur-"Godzilla"-Held Akira Takarada) versteckt hält. Nach einem Sturm strandet die unfreiwillige Zweckgemeinschaft auf einer einsamen Südseeinsel, auf der die terroristische Geheimorganisation Roter Bambus ihre Militärbasis errichtet hat und versklavte Eingeborene im Akkord einen gelben Pflanzensaft pressen lässt, mit dem der vor der Küste patrouillierende Riesenhummer Ebirah besänftigt werden kann. Auf ihrer Flucht vor schießwütigen Sicherheitstruppen entdecken die Gestrandeten nicht nur die ebenfalls flüchtige Inselschönheit Dayo (Kumi Mizuno), sondern auch den selig in einer Höhle schlummernden Godzilla, den Ryota & Co. (in der 50. Laufzeitminute!) mittels Blitzeinschlag zum Leben erwecken. Godzilla waltet umgehend seines Riesenmonsteramtes und liefert sich nach der Zerstörung der Militärbasis ein spektakuläres Über- und Unterwasserduell mit Ebirah, das mit einem denkwürdigen Steinbrockenfußball-Match beginnt! Zeitgleich kümmert sich die von den Eingeborenen heraufbeschworene Riesenmotte Mothra um die Evakuierung der Gefangenen, bevor die Insel mit einer Zeitzünder-Atombombe vom besiegten Roten Bambus in die Luft gejagt wird.

Irreführendes Teaser-Plakat aus Italien
Irreführendes Teaser-Plakat aus Italien

Wie bei den vorangegangenen Veröffentlichungen der "Kaiju Classics"-Reihe steuern die Monsterfilmexperten Jörg Buttgereit und Bodo Traber einen kurzweiligen Audiokommentar bei, der sich diesmal anekdotenreich mit den motivischen Besonderheiten dieser Godzilla-Produktion beschäftigt. Neben Parallelen zu den exotischen Schurken-Hideouts der damaligen Bond-Filme stehen vor allem Genrezitate aus klassischen Abenteuer- und Monsterfilmen wie "King Kong und die weiße Frau" im Vordergrund. In diesem Zusammenhang erfährt man auch, dass für "Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer" ursprünglich nicht Godzilla, sondern der US-importierte Riesenaffe die Hauptrolle spielen sollte und eine erste Manuskriptfassung "Robinson Crusoe Adventure: King Kong vs. Ebirah" betitelt war. Da verwundert es auch nicht mehr, dass sich Godzilla auf einem italienischen Teaser-Plakat zum Affen macht (siehe Poster links). "Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer" entpuppt sich damit vor und hinter der Kamera als abstruses Abenteuer-Monsterfilm-Potpourri, zu dem Bodo Traber an einer Stelle diesen denkwürdigen Satz zum Besten gibt: "Man darf es nicht mit Rationalität strafen." Besser lässt sich der unbeschwerte Konsum japanischer Suitmation-Spektakel nicht definieren. Weitere Infos über die in schmucke Doppel-DVD-Metalpaks verpackten "Kaiju Classics" finden sich auf der Anolis-Homepage.

 

"Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer" (O-Titel: "Gojira, Ebira, Mosura: Nankai no daiketto") – Japan, 1966 (83 Min.)