Honeymoon

Dein Ehepartner, das unbekannte Wesen

(Unver)traute Zweisamkeit: In dieser brandneuen Heimkinopremiere durchleben Harry Treadaway und "Game of Thrones"-Beauty Rose Leslie als frisch vermähltes Paar Flitterwochen der verstörenden dritten Art.

Bea (Rose Leslie) und Paul (Harry Treadaway) sind ein Herz und eine Seele. Das spiegelt sich auch in der Hochzeitsreise des frisch vermählten Paares nieder, die nicht in eine romantisch konnotierte Europametropole, sondern in das abgelegene Waldhäuschen von Beas Eltern führt. In der Einsamkeit der idyllischen Seenlandschaft genießen die bis über beide Ohrenpaare verliebten Eheleute ihre ungestörte Zweisamkeit – bis Paul eines Nachts in einem leeren Bett erwacht. Besorgt macht er sich auf die Suche nach seiner Herzdame, die er schließlich unbekleidet und apathisch vor sich hin starrend im tiefsten Wald vorfindet. Erleichtert gibt sich Paul mit ihrer Schlafwandler-Erklärung zufrieden. Doch als sich nach und nach in Beas Verhalten irritierende Veränderungen abzeichnen, stellt sich ihrem Gatten eine furchteinflößende Frage: Ist dies wirklich noch die Frau, die ich geheiratet habe? 

Dass die mit einem krassen Bodyhorror-Moment aufwartende Mystery-Auflösung nur denjenigen überraschen dürfte, der noch nie eine "Akte X"-Folge gesehen hat, wird "Honeymoon" in eingefleischten Fankreisen sicherlich als Manko ausgelegt. Wie im Buddhismus ist aber auch im bravourösen Indie-Debüt von Leigh Janiak der Weg das Ziel. In dokumentarisch gefärbten Momentaufnahmen und düster-poetisch angehauchten Landschaftsbildern gelingt es der offensichtlich horrorversierten Nachwuchsregisseurin, die Spannungsschraube in ihrem Zweipersonenstück wie beiläufig und damit umso wirkungsvoller anzuziehen. Dazu trägt auch das extrem nuancierte Spiel ihrer beiden Hauptdarsteller bei, die sich schleichend vom charmanten Traumpaar in tragische Gegenspieler zwischen Entfremdung und Paranoia verwandeln. Damit funktioniert "Honeymoon" nicht nur als gekonnt inszeniertes Gruselstück, sondern auch als gespenstisch überhöhte Parabel auf zwischenmenschliche Liebesbeziehungen, in denen sich irgendwann die unvermeidliche Vertrauensfrage stellt, ob man die jeweils andere Person vielleicht doch nicht so gut kennt wie gedacht. Eine weitere sehenswerte Erstveröffentlichung des Genrelabels Mad Dimension, deren einziges Manko das Fehlen jeglicher Extras ist. 

 

"Honeymoon" (Originaltitel: "Honeymoon") – USA, 2014 (87 Min.)