Die Nacht der Vampire

Von Formwandlern und Blutsaugern

Showdown der Genre-Ikonen: Im dritten Film der "Paul Naschy - Legacy of a Wolfman"-Collection aus dem Hause Subkultur Entertainment nimmt es Ibero-Werwolf Waldemar Daninsky mit einer vampirischen Gräfin auf.

Was Boris Karloff und Lon Chaney Jr. für die Monsterfilme der Universal-Ära waren, personifizierte Jacinto Molina Álvarez in der Sturm- und Drangphase des europäischen Exploitationkinos. Unter dem Pseudonym Paul Naschy schlüpfte der 2009 verstorbene Spanier zwischen 1968 und 2004 dreizehn Mal in die von ihm selber kreierte Rolle des tragischen Lykanthropen Waldemar Daninsky. Neun dieser haarigen Werwolfspektakel werden jetzt nach und nach in der "Paul Naschy – Legacy of a Wolfman"-Collection von Subkultur Entertainment - vorbildlich restauriert und uncut - dem cineastischen Vergessen entrissen. Nach der Dokumentation "The Man Who Saw Frankenstein Cry", die mit einem schmucken Sammelschuber für die zehnteilige Reihe ausgeliefert wurde, und "Der Werwolf" (1981) folgte im Dezember als drittes Release der Naschy-Klassiker "La noche de Walpurgis" (1971) – in Deutschland bekannt als "Die Nacht der Vampire". 

In dem international vermarkteten Filmerfolg hat sich Paul Naschys Hombre Lobo in die Abgeschiedenheit eines französischen Landhauses zurückgezogen. Leider wird Waldemars Ruhe von den aufreizenden Studentinnen Elvira (Gaby Fuchs) und Genevieve (Barbara Capell) gestört, die in den benachbarten Ruinen das Grab der Gräfin Wandesa Dárvula de Nadasdy (Patty Shepard) vermuten. Die Hölle bricht los, als die für ihren Blutdurst berüchtigte "Hexe des Satans" durch eine Unachtsamkeit der übereifrigen Forscherinnen ins Reich der Lebenden zurückgeholt wird und Waldemar alle seine Werwolfkräfte aufbringen muss, um seine zum Walpurgisnacht-Opfer erkorene Herzdame Elvira aus den Klauen der Vampirgräfin zu befreien. Während der sperrige Handlungsverlauf dialoglastig und inszenatorisch konventionell daherkommt, blüht die Regie des Argentiniers León Klimovsky bei Einbruch des Übersinnlichen regelrecht auf. Vor allem die in Zeitlupe gefilmten Vampirauftritte schlagen mit ihrer entrückten Aura in ihren Bann. Gleiches gilt für Naschy, der zwar als schwermütiger Liebhaber mit dunklem Geheimnis recht hölzern agiert, in seinen animalischen Verwandlungsszenen aber ganz großes Werwolfkino abliefert.

Während erstmals auch die spanische Langfassung zu bewundern ist, in der vor allem die Nachforschungen von Elviras Polizistenfreund ausgeschmückt werden, sei Freunden nackter Tatsachen die ebenfalls enthaltene Exportfassung ans klopfende Herz gelegt – an deren schlüpfrigere Szenen sich die damalige "Hexen bis aufs Blut gequält"-Schönheit Gaby Fuchs in ihrem exklusiv geführten Bonusinterview partout nicht erinnern kann! Dafür ist Paul Naschy in seinem Interview-Feature umso mitteilungsfreudiger und gewährt spannende Einblicke in die Entstehungsgeschichte seiner Paraderolle, die der horrorbegeisterte Gewichtheber eigentlich für sein Monsterfilmidol Lon Chaney Jr. geschrieben hatte. Abgerundet werden die Extras der DVD- und Blu-ray-Combo durch ein weitere Hintergrundinfos aufbietendes Booklet sowie die Super-8-Fassung dieser trashig glänzenden Eurohorror-Perle. Weiter geht es in der "Legacy of a Wolfman"-Collection am 4. Februar mit "Die Vampire des Dr. Dracula" aka "La marca del Hombre Lobo" (1968) – Paul Naschys Debüt als Werwolf-Darsteller, das Genrefilmgeschichte schreiben sollte.

 

"Die Nacht der Vampire" (Originaltitel: "La noche de Walpurgis") – Spanien/BRD, 1971 (94 Min.)