Nowhere Men

Science is the new Rock 'n' Roll

Hybris kommt vor dem Fall: In der gefeierten Comic-Reihe von Eric Stephenson verbirgt sich hinter dem Beatlemania-artigen Hype um vier Wissenschaftsgenies ein düsteres Superhelden-Geheimnis.

"Die Beatles haben mich schon immer fasziniert. Nicht nur ihre Musik oder ihr Image, sondern vor allem ihre Geschichte." Eric Stephenson macht keinen Hehl daraus, dass seine Rückkehr hinter das Comicautorenpult nicht nur beim ausgewählten Titel vom Werdegang der Fab Four inspiriert worden ist. Für "Nowhere Men" kombinierte der visionäre Verleger von Image Comics ("The Walking Dead") Elemente vom Aufstieg und Zerfall der Beatlemania mit der Rivalität zwischen den Fortschrittsgurus Steve Jobs und Bill Gates. Herausgekommen ist die zum Scheitern verurteilte Erfolgsgeschichte von vier Wissenschaftsgenies, die "zur Verbesserung der Welt" das Unternehmen World Corp. gründen und dank ihrer gesellschaftsrevolutionierenden Erfindungen zu zeitgeistbestimmenden Popstars avancieren. 

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Warum es zwischen den grundverschiedenen Idealisten zum Bruch kommt und was es mit der Mutationen hervorrufenden Virusinfektion einer Gruppe von Wissenschaftlern auf sich hat, die an Bord der IRS-Raumstation heimlich Experimente für World Corp. durchführen, wird über sechs Bände hinweg in geschickt ineinander verwobenen Rückblicken und eingeschobenen Zeitungsartikeln erzählt. Auch wenn dabei inhaltliche und strukturelle Anleihen bei Alan Moores Meisterwerk "Watchmen" nicht zu übersehen sind, weiß die von Nate Bellegarde eindringlich gezeichnete Mini-Saga über die Abwesenheit von Moral im wissenschaftlichen Fortschrittsstreben als packender Mix aus Sci-Fi-Mystery und tiefgründiger Superheldengenese auf ganzer Linie zu überzeugen. Die Veröffentlichung des zweiten Sammelbands beim Cross Cult Verlag kann zur Zeit noch nicht abgesehen werden, da sich in den USA die für 2014 geplante Veröffentlichung der Einzelbände 7 bis 12 auf unbestimmte Zeit verschoben hat. Drücken wir die Daumen, dass bei den "Nowhere Men" der Fortschritt wirklich nicht aufzuhalten ist.

 

"Nowhere Men, Band 1: Schlimmer als der Tod" – USA, 2013 (184 Seiten)