Hände voller Blut

Die anmutige Seite von Jack the Ripper

Liebesgrüße aus den Hammer Studios: Mit Peter Sasdys "Hände voller Blut" präsentiert Anolis Entertainment den fünften Teil seiner superben Mediabook-Reihe mit deutschen Blu-ray-Premieren britischer Horrorklassiker.  

"Es handelt sich hierbei um eine Hammer Love Story." In der als Bonus enthaltenden Dokumentation "The Devil's Bloody Playground" bringt es "Gremlins"-Regisseur Joe Dante auf den Punkt: Der dritte Film, den der gebürtige Ungar Peter Sasdy 1971 für die Hammer Studios gedreht hat,  wandelt zwar auf den blutigen Spuren von Jack the Ripper und nimmt dabei die dramaturgische Struktur des späteren Slasher-Films vorweg, erzählt im Kern aber eine düstere Romanze mit tragischem Schlussakkord.

Frei nach der Romanvorlage von Edward Spencer Shew schildert "Hände voller Blut" die Leidensgeschichte der jungen Anna (Angharad Rees), die gleich zu Filmbeginn als Tochter des verschwundenen Whitechapel-Schlitzers eingeführt wird. Da sie in jungen Jahren mitansehen musste, wie Daddy seine eigene Frau meuchelte, hat Anna einen ordentlichen Hau weg. Immer wenn sie geblendet und gleichzeitig geküsst wird, scheint der Geist des Rippers von ihr Besitz zu ergreifen – mit tödlichen Folgen für den jeweiligen Liebkosenden. Um hinter das Geheimnis der Mörderin wider Willen zu kommen, nimmt Psychiater Dr. Pritchard (Eric Porter) das anmutige Mündel unter seine Fittiche und verliert dabei mehr als sein Herz. 

Die famos gespielte Horror-Antwort auf "My Fair Lady" bleibt auch wegen Annas drastischen Amokläufen im Gedächtnis, in denen das bei dunklen Flächen etwas grisselige HD-Bild in technicolorer Farbpracht auftrumpft. Im exklusiven Bonus-Interview gibt Regisseur Sasdy zu seinen mitreißend dynamisch inszenierten Gewalterruptionen zu Protokoll, dass er schlicht keine andere Wahl hatte. Bei einem Jack-the-Ripper-Film hätte das Publikum nunmal Brutalitäten erwartet. Die Zensoren in den USA sahen das offenbar anders und veranlassten drastische Kürzungen, die das Drehen einer alternativen Rahmenhandlung notwendig machte, die auf der Blu-ray (in akustischer Form) ebenfalls enthalten ist.

Zu den weiteren Extras gehören zwei moderierte Audiokommentare: ein analytischer, in denen der deutsche Filmgelehrte Dr. Rolf Giesen in gewohnt detailverliebter Art u. a. den rätselhaften Mythos des berüchtigten Dirnenmörders aufarbeitet. Und ein anekdotenreicher, in denen die 2012 verstorbene Hauptdarstellerin Angharad Rees ihre erste Hauptrolle Revue passieren lässt. Neben den beiden limitierten Mediabooks bietet Anolis Entertainment diesen Thriller-Geheimtipp auch als Softbox an, der allerdings das schmucke Booklet fehlt. Ende November soll der HD-Horrorreigen mit Peter Sasdys zweiter Hammer-Produktion "Comtesse des Grauens" weitergehen.

 

"Hände voller Blut" (Originaltitel: "Hands of the Ripper") – Großbritannien 1971 (85 Min.)