Godzilla vs. Hedorah

Oder: Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster

Monströser Umweltschutz: Im jüngsten und skurrilsten Zugang zur "Kaiju Classics"-Reihe von Anolis Entertainment mutiert Japans Supersaurier im Widerstand gegen eine toxische Mutantenkaulquappe zum strahlenden Greenpeace-Maskottchen.

"Wo sind die Vögel? Wo sind die Fische? Wohin sind sie verschwunden? (...) Quecksilber, Kobalt, Kadmium, Blei, Schwefelsäure (...) Das Meer ist verschmutzt, der Himmel ist verschmutzt, alle Lebewesen sind verschwunden. Die Felder und die Berge sind still. (...) Gebt sie uns zurück! Die grünen Wälder, den blauen Himmel - gebt uns das blaue Meer zurück!" Was sich wie eine unbekannte Textzeile aus dem Öko-Evergreen "Karl der Käfer" liest, ist in Wahrheit das Titellied zum wohl außergewöhnlichsten Film des Godzilla-Kanons. Wie extraordinär das damals von der Constantin Film hanebüchen "eingedeutschte" Godzilla-Debüt von Regisseur Yoshimitsu Banno ist, lässt sich bereits an der filmeröffnenden Präsentation des schmissigen Protestsongs erkennen, der von der Schauspielerin Keiko Mari in einer psychedelischen James-Bond-Gedächtnis-Titelsequenz zum Besten gegeben wird. Danach werden wir Zeuge, wie Japan zu Lande, zu Wasser und aus der Luft vom wandlungsfähigen Glubschaugen-Mutanten Hedorah heimgesucht wird, der seine zerstörerische Existenz der industriellen Umweltverschmutzung verdankt und in der deutschen Kinosynchro liebevoll "Hydrox" gerufen wird. Während der nach einer Verätzung ans Krankenbett gefesselte Meeresbiologe Dr. Yano (Akira Yamauchi) und sein kleiner Sohn Ken (Hiroyuki Kawase) an einer wissenschaftlichen Gegenmaßnahme tüfteln, tritt Japans schuppiger Schutzheiliger auf den Plan und stellt sich der schleimgewordenen Ökokatastrophe in den Weg.

Dass Godzillas (erstmals auch flugfähiger) Leinwandeinsatz als Eco-Warrior gegen ein Ungetüm, das genüsslich an qualmenden Industrieschornsteinen saugt, unter den 50 schlechtesten Filmen aller Zeiten gelistet wird, überrascht wenig, greift aber deutlich zu kurz. Mit Zeichentrickeinlagen, die aussehen, als ob Ralph Bakshi Lehrfilme für Schulen animiert hätte, und halluzinogenen Momentaufnahmen (Stichwort: fischköpfige Discobesucher!) verleiht Yoshimitsu Banno dem obligatorischen Suitmation-Irrsinn eine zusätzliche surrealistische Pop-Art-Note. Kurz gesagt: "Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster" ist Monster-Trash deluxe! Dieses verkannte Highlight der Godzilla-Saga wird in der schmucken Metalpak-Doppeldisc-Veröffentlichung der "Kaiju Classics"-Reihe in der japanischen Originalfassung, der deutschen Kinofassung und als Super-8-Version präsentiert. Über die Produktionshintergründe und monsterfilmhistorischen Besonderheiten informieren neben einem Booklet insgesamt drei Audiokommentare, in denen die deutschen Kaiju-Koryphäen Jörg Buttgereit, Bodo Traber und Florian Bahr sowie der Super-8-Experte Thorsten Rosemann informativ zu Wort kommen. Abgerundet wird das üppige Bonusmaterial mit einem elfminütigen Video-Interview, das Buttgereit 2002 mit dem arg gescholtenen Regisseur gehalten hat und in dem "Der Mann, der Godzilla fliegen ließ" und einstige Regieassisstent von Akira Kurosawa vergnügt auf die Sonderstellung seines umweltpolitischen Monsterspektakels eingeht.

 

"Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster" (Originaltitel: "Gojira tai Hedora") – Japan, 1971 (82 Min.)